Bitte verzeiht mir diesen reißerischen Titel (die Auflösung kommt auch erst ganz am Schluss…).
Neugierig habe ich mich aufgemacht, die Venus-Messe in Berlin zu besuchen. Direkt nebenan eine Flüchtlingsunterkunft. „Ein Großversuch der Integrationsbereitschaft“, wie der Tagesspiegel schreibt.
Versehentlich war ich etwas zu früh da, was mir eigentlich nie passiert. Mit etwa zweihundert Männern musste ich vor der Tür warten. Ich weiß also nun genau, wie die Worst-Case-Typen aussehen, die wichsend vor dem Computerbildschirm sitzen. Alt und Jung (18+) sind mit ihren Kameras gekommen, um nackte Brüste usw. einzufangen. Mich eingeschlossen.
Drinnen angekommen laufen junge blondierte und tätowierte Mädchen in pinker Unterwäsche herum und lächeln keck. Ich bin überfordert und nervlich angespannt. Ich mache an einem Stand mit Sexspielzeug halt, um nach den neuesten Innovationen im Cybersex-Bereich zu fragen. Diesbezüglich gibt es hier nichts. Am Amorelie-Stand, der mir als einziger gefällt, klärt mich eine Mitarbeiterin über das beste Sexspielzeug für Frauen auf. Der Womanizer ist wohl das Befriedigenste, was die Frauenwelt je probieren durfte. Ohne rot zu werden erklärt sie mir den Klitoris-Einsaug-Effekt und die Orgasmusgarantie, die der Hersteller gibt. Bei ihr klappe es wohl oft nicht so gut, zum Höhepunkt zu kommen, mit dem Gerät jedoch innerhalb von wenigen Minuten. Der Effekt sei ein anderer, als man ihn sonst gewöhnt ist. Ich werde neugierig, doch obwohl ich am Glücksrad einen 30%-Rabatt-Gutschein gewinne, ist mir der Womanizer gerade zu teuer. Es ist erstaunlich, wie schnell einige Gesprächsthemen normal werden.
Mehr im Bereich Cybersex angesiedelt, ist der „WeVibe 4„, ein „wearable smart vibrator“, dessen einer Arm sich in der Vagina am G-Punkt befindet und der andere, kleinere darüber anliegt und auch beim Geschlechtsverkehr genutzt werden kann. Auch via App lässt sich der Vibrationseffekt auslösen und einstellen. Die App funktionierte am Amorelie-Stand allerdings nicht ganz einwandfrei.
Dem „Twerking Butt“ war ein weiterer Messestand gewidmet. Es handelt sich dabei um eine Gesäß-Nachbildung aus Silikon. Ich hatte das Vergnügen, einen Finger in den Unterleib der Dame einführen zu können (wahlweise Po oder Vagina). Die Schüttlel-, Saug- und Massagefunktionen fühlten sich sehr ungewohnt, aber anregend an. Als Mann würde ich von so einem Produkt wohl heimlich träumen. Solcherlei Konstruktionen im Schlafzimmer lassen den jeweiligen Besitzer jedoch wahrscheinlich ins gesellschaftliche Abseits rücken. Ab nächstem Jahr sind VR-Brillen-Synchronisierungsanwendungen geplant. Insgesamt war aber der Cybersex-Bereich etwas zu schwach vertreten, für meinen Geschmack.
Interessant war auch ein Stand der Firma Memento. Geschäftskonzept ist der Betrieb eines „Erotik Art Shops„, dass man von sich und seinem Lieblingspornostar eine 3D-Figur erstellen lassen kann. Vielleicht ein nettes Mitbringsel für Langzeit-Junggesellen. Mit der vorhandenen Technik ließen sich sicher noch einige weitere Konzepte verfolgen. Intessant war für mich das Aufnahmeequipment. Mit 72 Kameras wird aus verschiedenen Richtungen ein Bild gemacht. Das Model ist dabei alleine in einem abgeschlossenen Raum. Schwarze und weiße Stoffe können nicht gut berechnet werden, daher musste auf die spärliche Kleidung der meisten Modelle ein bunter Klebestreifen angebracht werden. Eine Aufgabe die gerne von Freiwilligen übernommen wurde.
Neben Sex-Shows (Ölcatchen, 15 Euro) gab es viele Stände mit Sexspielzeug wie Puppen o.Ä., aber auch allerlei Artfremdes wie Weinverkostungen (ein Gläschen zur Beruhigung), Schönheitsoperationen, Whirlpools, Penis-Vergrößerungsequipment, Selfie Sticks und Shiatsu wurden angeboten. Bei einem Messestand wurden auch direkt die Messe-Möbel mit einem Preis versehen. Auch Porno-Sternchen hatten teils ihren eigenen Messe-Stand. Das war mitunter recht skurril, wenn die Dame vor Ort ist und direkt hinter sich auf einem Bildschirm in sehr expliziten Szenen zu sehen ist. Hatte ein bißchen was von Hyperrealität.
Geballte Highlights und Impressionen:
k
Abschreckend war, dass sich sofort eine Horde privater Fotografen um leicht bzw. nicht bekleidete Frauen bildete. Ich darf nicht meckern, ich war ja auch dabei… Abgesehen davon lebt diese Messe ja auch davon. Das interessanteste Outfit hatte allerdings eine Frau, die mit einem ZDF Reporter-Team vor Ort war und ein Kopftuch trug. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um Satire zu Gunsten der „Heute Show“.
Zum Schluss, ich wollte eigentlich schon gehen, habe ich noch die Show-Halle gefunden. Einzelne Damen führten mal mehr und mal weniger erotische Strip-Shows mit Dildoeinlage o.Ä. auf. Hier die Einblicke:
Ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen, dass ich mit meiner Kamera auch nicht besser war als die lüsternen Herren in den ersten Reihen. Auf dem Weg zum Ausgang wurde ich gerade von einem netten Herren, der mir die Vorzüge seiner Vibratoren erklären wollte, angesprochen. Just in dem Moment ging von der Bühne tumultartige Stimmung aus. Ich drehte mich um und sah zu meiner großen Freude barbusigen feministischen Protest in Form der Femen auf der Bühne. Leider setzte in der Aufregung meine Kamera aus, ich sah aber, wie die kreischenden Mädels von heran eilenden Türstehern von der Bühne gezerrt wurden. Leider konnte ich sie dazu nicht befragen, wohl aber eine Tänzerin:
Alles in allem ein nervenaufreibender Tag. Mit meiner Artemis-Tüte („FKK und Wellness Club“) fühlte ich mich auf dem Heimweg außerirdisch. Für später aber ein schönes Accessoire.