Auf dem Chaos Communication Camp wollte ich mit progressiven Nerds, die sich für Cybersex und VR-Themen interessieren, in Kontakt treten und neue Denkanstöße bekommen. Das Festival findet nur alle vier Jahre statt, dieses Mal im Ziegeleipark Mildenberg, etwa eine Stunde von Berlin entfernt. Es ist unkommerziell, hat daher seinen Preis, da keine Sponsoren ko-finanzieren. Insbesondere die Logistik besticht: Das gesamte Gelände ist mit Strom und W-Lan (10 Gigabit!) ausgestattet, ein ganz neues Erlebnis für mich. Ebenso gibt es Toiletten mit Spülung (ohne Schlange vor den Damentoiletten) und Duschen. Die aufgestellten Dixies dienten als Datenklos – große Lan-Kabelbuchsen.






Von einer Freundin haben wir ein geeignetes Zelt, eine schwarze Jurte mit 5 m Durchmesser, ausgeliehen. Leider musste das Programm teilweise vor Ort anders organisiert werden, aber Chaos ist ja Programm. ‚Wir‘, das war eine am Thema VR und Cybersex interessierte kleine Gruppe. Unsere Nachbarn waren sympathische Holländer, die mit Cybersex nichts am (Alu-)Hut hatten, aber gerne ihre tollen Kühlboxen und Musikprogramme teilten.


















Am ersten Tag fand zum Aufwärmen ein Nudistenumtrunk statt, der im See endete. Um Mitternacht veranstalteten wir eine wilde Party im Cybersex-Zelt mit zahlreichen interessierte Gästen. Ziel war der Austausch von Ideen. Mich überraschte, dass selbst bei dem Tech-Publikum viele dabei waren, die noch nie eine VR-Brille ausprobiert hatten. Wir besuchten auch thematisch ähnliche Villages, wie z. B. die Kinky Geeks, die zu einer praktischen BDSM-Session einluden. Mit den Teledildonics lernten wir, das es recht einfach ist, billige Vibratoren umzuprogrammieren, um sie z. B. im Takt von Musik ihr behagliches Werk tun zu lassen.
Ein Freund, Jan, beeindruckte mit seinen Dildos, die er mit seinem 3D-Drucker hergestellt hatte. Er erzählte, was für immens große Exemplare von einigen Männern bestellt werden. Mit dem Dildo Generator kann man seine eigenen Kreationen entwerfen und produzieren lassen. Jan machte auf einen erneuten Besuch bei Second Life neugierig und führte uns in die 18+ Räume ein, in denen es zur Sache geht. Bei „Xcite“ kann man sich entsprechende Körperteile für virtuelle Währung (sog. Linden-Dollar) kaufen.
Ein Besucher der „Hacked Italian Embassy“ lieh uns weiteres VR-Equipment, auf dem jeder der Gäste Pornos schauen konnte. Interessant war die Beobachtung, dass viele Frauen auch die Rolle des Mannes bevorzugen. Wir hörten von einem Gast aus erster Hand, wie es auf einem Porno-Set zugeht. Der Gestank von Körperöffnungen, Gleitgel und Sperma sei unerträglich.
Im Bällebadwagon der kleinen Gelände-Eisenbahn konnte leider aufgrund stark minderjähriger Teilnehmer kein Sex stattfinden, stattdessen haben wir die Bälle nach Farben sortiert, der RBB berichtet.







Insgesamt ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Am Sonntag haben wir rechtzeitig vor dem Gewitter (Blitzeinschlag 400m vom Camp entfernt!) das Weite gesucht. Ich hätte mich gerne noch mit mehr Menschen ausgetauscht. Ich habe z. B. die Frau kennen gelernt, die Edward Snowden bei der Flucht geholfen hat. Es war beunruhigend zu sehen, welche Überwachungsmöglichkeiten mittlerweile zur Verfügung stehen und wie stark das Leben aller von Informationstechnologien durchdrungen ist und so auch anfällig wird. Die Teilnehmer schienen das Herz am rechten Fleck zu haben und im entsprechenden Wettrüsten einiges aufbieten zu können. Hacker können unglaublich spannende und mächtige Dinge. Der Verfassungsschutz versucht hier wohl regelmäßig, neue Mitarbeiter zu rekrutieren.
Wer Lust hat, kann an einem zukünftigen Cybersex-Stammtisch in Berlin teilnehmen. Für eine Einladung bitte schreiben: info@cybersex-blog.de (Britta) oder die Facebook Seite abonnieren.
Darf eins auch als Mindesjähriger im Cybersex-Village partizipieren?
Das ging leider nur teilweise.